window.dataLayer = window.dataLayer || []; function gtag(){dataLayer.push(arguments);} gtag('js', new Date()); gtag('config', 'UA-123759341-2');
Aktuelles
Armin G. Wildfeuer
in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 96 (1/2020), 9-24.
Publication year: 2020

Der Begriff ›Ordnung‹ ist nicht nur ein Grundbegriff der Philosophie, er ist auch in allen Bereichen unseres Lebens präsent. Für einen denkerischen Zentralbegriff hat der Ordnungsbegriff freilich eine selten wechselvolle Problemgeschichte hinter sich, die ihn aufgrund der Spannung mit dem Freiheitsbegriff fast bis zum Ausschluss aus dem philosophischen Diskurs geführt hat. Diese Spannung, die auch noch hinter der heutigen Rede von der prinzipiellen Fragilität aller Ordnungen steckt, resultiert aus der vordergründigen Unvermittelbarkeit von mittelalterlichem Ordnungsdenken und neuzeitlich-modernem Freiheitsdenken (1). Auf dem Hintergrund einer systematischen Explikation des Ordnungsbegriffs, der eine enge Verbindung mit dem Vernunftbegriff und seinen Zuschreibungsinstanzen Gott (›absolute Vernunft‹), Welt (›objektive Vernunft‹) und Mensch (›subjektiv-endliche Vernunft‹) eingeht (2), lassen sich die geistesgeschichtlichen Epochenumbrüche in der Dialektik von Freiheit und Ordnung als Problemzusammenhang bis in die Moderne nachzeichnen. Diese zumindest schematische Rekonstruktion ist notwendig deshalb, weil sie gleichzeitig die Lösungsstrategie der Vermittlung von Freiheit und Ordnung zugunsten der konstitutiven Funktion von Freiheit für jede Ordnungssetzung zeigt und die heutige Rede von der Fragilität aller Ordnungen plausibel macht. Denn die Fragilität von Ordnungen, deren Geltung die Setzung aus Freiheit zur Voraussetzung hat, ist gleichsam, wie sich unter Zuhilfenahme der transzendentalen Freiheitsphilosophie von Hermann Krings darstellen lässt, der Preis der Freiheit, den wir zahlen müssen, um Ordnung und Freiheit zusammendenken zu können (3). Den Fallstricken der Auflösung der Dialektik von Freiheit und Ordnung, etwa der Absolutsetzung der Freiheit auf Kosten der Ordnung oder umgekehrt der Absolutsetzung des Systems auf Kosten der Freiheit, versucht Krings im Anschluss an Kant und Fichte mit einer Philosophie der endlichen Freiheit zu entgegnen. Denn Freiheit als unbedingte, aber immer endliche Freiheit kann sich als Freiheit nur erhalten, sofern sie sich ordnet. Und Ordnung schlägt nur dann nicht in ein heteronomes Zwangssystem um, sofern sie Ordnung aus Freiheit ist.

Der Text des Aufsatzes wird auf Anfrage hin zur Verfügung gestellt!